Heinz Neumärker – Unter Deutzer Brücken

Hardcover in Fadenheftung
310× 310 mm, 128 Seiten
20 Abbildungen

Faszination Zirkus unter grauem Beton

Heinz Neumärkers Farbfotografien enthüllen eine verborgene Welt

Der Bildband „Unter Deutzer Brücken“ vereint eine außergewöhnliche Sammlung von zwanzig Farbfotografien aus dem Zirkusumfeld, aufgenommen zwischen 2002 und 2007 von Heinz Neumärker (1935-2017). Die Fotos entstanden an einem besonderen Ort, auf den Messeparkplätzen unter den Brücken in Köln-Deutz. Zu Beginn der 2000er Jahre gastierte der Circus Krone mehrfach an diesem „Unort“. So nennt ihn der Herausgeber Carsten Neumärker – ein Platz, der der Magie des Zirkus wenig Raum gibt und doch eine besondere Spannung entfaltet. Diese Umgebung, geprägt von Betonbauten und Verkehrsführungen, bildet eine Kulisse, die der bunten, lebendigen Welt des Zirkus auf ambivalente Weise entgegensteht. Die Fotografien zeigen den Kontrast zwischen der farbenfrohen Zirkuswelt und der grauen, harten Urbanität des Raumes unter den Deutzer Brücken.

Der Autodidakt Heinz Neumärker fotografierte über fünf Jahrzehnte hinweg die Welt des Zirkus nahezu ausschließlich in Schwarzweiß, um die dokumentarische Wirkung seiner Arbeit zu betonen. Die für den vorliegenden Band zusammengefügten Aufnahmen stellen eine Ausnahme dar, denn hier wurde bewusst die Farbfotografie als Stilmittel gewählt: Die Farbe verstärkt das visuelle Spannungsfeld zwischen dem grauen Beton der Parkplätze und dem farbenprächtigen Leben des Zirkus, der sich hier fast wie eingepfercht wirkt. Die bunten Zirkuswagen und Requisiten, die hier lebendig und fremdartig erscheinen, heben sich vom städtischen Grau ab und betonen die temporäre, isolierte Existenz des Zirkus.

„Unter Deutzer Brücken“ ist weit mehr als ein Bildband und ein Zirkusbuch: Es ist ein kulturelles Dokument, das ein Stück verschwindender Zirkusgeschichte in einer unwirtlichen urbanen Umgebung festhält. Die prägnanten Bilder, die Heinz Neumärker hinterlassen hat, zeigen nicht nur die Pracht des Zirkus, sondern auch dessen stetig wachsende Entfremdung von der modernen Stadtlandschaft – ein letztes Aufleuchten einer einst glanzvollen Kultur, die in diesem Werk noch einmal eindrucksvoll lebendig wird.

Mit diesem Band fügt Carsten Neumärker der Dokumentation des Zirkuslebens eine weitere Facette hinzu. Diese vierte Veröffentlichung aus dem Nachlass von Heinz Neumärker zeigt erneut sein sensibles Gespür für die leisen und oft übersehenen Momente des Zirkus. Auch dieser Publikation wird deutlich, dass Neumärkers Interesse weniger den Sensationen galt, die das Publikum begeisterten, sondern den leisen Momenten hinter den Kulissen. Seine Bilder dokumentieren das Zirkusleben mit einem ungeschminkten, aber liebevollen Blick, der an die fotografische Annäherung von Chargesheimer an die Nachkriegsgeneration erinnert. Den Titel des vorliegenden Bandes hat der Herausgeber bewusst gewählt und mit dem Mikrokosmos von Chargesheimers „Unter Kranenbäumen“ assoziiert.